Fam. Israel im Interview

Eine abenteuerlustige Familie

Mitte 30 und zwei kleinen Kindern, sichere Jobs und ein Haus.  Jessica und Fabian Israel kehrten dem geregelten Alltag den Rücken zu und zogen los. Raus aus der bequemen Komfortzone.

In 28 Monaten bereisten wir 32 Länder in Europa und auf der Arabischen Halbinsel. Immer mit dabei eine gehörige Portion Naivität und
Vertrauen in uns und die Welt. 

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Übersicht

Unendliche Weiten in Saudi-Arabien
Unendliche Weiten in Saudi-Arabien

Wer seid ihr und wo kommt ihr her?

Wir sind Fabian und Jessica, wir haben zwei Kinder, mit denen wir 28 Monate in unserem alten Wohnmobil „Wanda“ durch Europa und die arabische Halbinsel gereist sind. Unser jüngstes Familienmitglied ist unsere Hündin Dilara, die wir von unserer Reise mitgebracht haben. Wir kommen aus Baden-Württemberg.

Was habt Ihr vor Eurem Reiseabenteuer gemacht?

Jessica arbeitete als Sozialpädagogin in der Schuldnerberatung und Fabian war vor, während und nach der Reise als Elektroingenieur tätig.

Aber auch vor den Kindern waren wir schon viel unterwegs. Damals noch mit dem Backpack von Hostel zu Hostel oder mit dem Zelt im Auto raus in die Natur.

Antike Nabathäer Stadt Mada'in Salih
Antike Nabathäer Stadt Mada'in Salih

Ihr wart 28 Monate mit einem „normalen“ Wohnmobil in Europa und auf der arabischen Halbinsel unterwegs. Wie kam es dazu?

Wir haben schon immer von einer langen Reise geträumt, aber es hat sich nie die richtige Zeit dafür ergeben. Als unsere Kinder auf der Welt waren, haben wir gemerkt, wie schnell die Zeit vergeht und wie schnell sie groß werden. Das war unser Antrieb, jetzt oder nie. Der optimale Zeitpunkt war damals auch nicht da und wird es wahrscheinlich auch nie sein. Denn wir hatten damals gerade ein Haus gekauft, das finanziert werden musste.

Aber die Möglichkeit, die Reise während unserer unbezahlten Elternzeit zu machen, gab uns dann ein Gefühl der Sicherheit. Schließlich wären wir beide weiterhin angestellt und krankenversichert und könnten jederzeit wieder in den Beruf einsteigen. Das Haus wollten wir in dieser Zeit vermieten.

Eigentlich war geplant, unser Wohnmobil nach Amerika zu verschiffen und dort zu reisen. Leider haben wir uns zu dem Zeitpunkt auf den Weg gemacht, als wegen Corona das Reisen nur sehr eingeschränkt möglich war. So blieb uns zunächst nur Europa zum Entdecken. Als aber im letzten Jahr unserer Reise Amerika als Reiseziel wieder möglich wurde, entschieden wir uns für die arabische Halbinsel. 

Die Kosten und der Aufwand für eine Verschiffung nach Nordamerika für weniger als ein Jahr erschienen uns zu hoch. Die Wüstenländer hatten es uns schon lange angetan. Also verschifften wir „Wanda“ von Griechenland nach Israel und reisten dann über Jordanien, Saudi-Arabien, die VAE, Oman, Kuwait und den Irak zurück in die Türkei. 

Das war die beste Entscheidung, denn wir hatten eine tolle Zeit in diesen Ländern. Die Landschaften waren sehr exotisch, die Menschen unglaublich gastfreundlich und die Erfahrungen, die wir sammeln durften, einfach unbezahlbar.

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Mit dabei hattet Ihr Euere beiden kleinen Kinder. Was war die größte Herausforderung für Euch als Familie?

Die größten Herausforderungen waren die Tage mit Dauerregen, an denen wir nur kurz oder gar nicht rausgehen konnten. In der Türkei hatten wir eine solche Schlechtwetterphase und das war auf so engem Raum wirklich anstrengend. 

Auch im Wohnmobil krank zu sein, ist für alle Beteiligten anstrengend. Für den Kranken, der nicht richtig zur Ruhe kommt und für den Rest der Familie, der sich möglichst leise und rücksichtsvoll verhalten muss.

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War Euch von Beginn an klar, wie lange Ihr unterwegs sein werdet, oder gab es eigentlich einen anderen Plan?

Ursprünglich wollten wir ein Jahr unterwegs sein, das war schon immer unser Traum und ein Jahr erschien uns unglaublich lang. In der Planungsphase haben wir aber schnell gemerkt, dass die Vorbereitungen sehr aufwändig sind. 

Wir wollten das Haus vermieten, damit es sich während unserer Abwesenheit finanziell selbst trägt. Allein das Haus auszuräumen und für die Vermietung herzurichten, war so viel Arbeit, dass wir uns schnell entschlossen, die maximale Zeit bis zur Einschulung unseres Sohnes zu verreisen. Das waren 28 Monate.

Wir haben uns nicht nur einmal festgefahren aber alle wussten was zu tun ist
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Was war die schlimmste Panne auf Eurer Reise?

Interessanterweise hatten wir mit unserer alten „Wanda“ keine ernsthaften Pannen. Natürlich gibt es immer mal wieder etwas zu reparieren oder nachzubessern. Aber im Stich gelassen hat uns die „alte Dame“ auf den insgesamt 62.000 Kilometern nie. Was häufig vorkam und irgendwann nervig wurde, war, dass wir uns sehr oft festgefahren haben. 

Wir waren auch in Europa oft in Gegenden und Gelände unterwegs, wo ein Allradfahrzeug besser gewesen wäre. Aber wir haben uns immer wieder befreit und sind überall hingekommen, wo wir hinwollten.

Rainbow Rock in Al-Ula Saudi-Arabien
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Gab es einen Moment der Euch besonders positiv in Erinnerung geblieben ist?

Es gibt so viele positive Erinnerungen an die Reise, dass ich sie hier gar nicht alle aufzählen kann. im Grunde hatten wir jeden Tag einen besonderen Moment. Ein Beispiel: Wir brauchten Wasser, es war schon dunkel. Wir mussten einen Umweg zum Brunnen fahren. Dort angekommen sind wir stecken geblieben. Die Kinder waren müde und hatten Hunger. 

Wir waren alle genervt, wollten nur schnell Wasser holen und dann zum Strand fahren, um dort zu übernachten. Gemeinsam schaufelten wir die Reifen frei und tatsächlich, eine Stunde später hatte „Wanda“ wieder Grip unter den Rädern. 

Jetzt nur noch Wasser tanken. Dieses Gefühl nach dem ganzen Schlamassel es weder geschafft zu haben – gemeinsam! das ist unbeschreiblich. Solche Momente, Hochs und Tiefs wechselten sich täglich ab und machten uns fast süchtig.

Mitternachtssonne in Finnland
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Was war schöner als zu Hause? Was war anstrengender als zu Hause?

Zu Hause haben wir eine Badewanne und eine Waschmaschine, darauf haben wir uns sehr gefreut, vor allem auf die Waschmaschine die ist schon eine Erleichterung. Denn unterwegs haben wir die Wäsche mit der Hand gewaschen.  Natürlich haben wir auch zu Hause unsere Eltern, Familie und Freunde, deren Nähe uns sehr wichtig ist. Trotzdem war unterwegs vieles schöner als zu Hause. 

Zum Beispiel hatten wir noch nie in unserem Leben so ein Gefühl von Freiheit. Keine Termine, keine Verpflichtungen, keine Aufgaben von außen. Natürlich erleichtert uns zu Hause die Waschmaschine das Wäschewaschen, aber es ist nicht so, dass wir dadurch mehr Zeit hätten. 

Im Gegenteil, jeden Tag gibt es etwas zu tun. Zu Hause verbringen wir den größten Teil des Tages getrennt voneinander, die Kinder sind in der Schule oder im Kindergarten und wir Erwachsenen arbeiten. Auf der Reise haben wir so viel Zeit als Familie verbracht, das war viel schöner als zu Hause.

Saudi-Arabien - Fuer die Kinder ein riesiger Spielplatz
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Eine der spannendsten Fragen für Ausstehende ist immer die Finanzierung. Habt Ihr Euch dazu vorab stark Gedanken gemacht, oder vielleicht so lange gespart bis Ihr das Geld für das Vorhaben zusammen hattet?

Wir haben uns zwei Jahre Zeit für die Planung genommen, einschließlich eines akribischen Sparplans. Wir rechneten aus, was die Reise insgesamt kosten würde und welche Fixkosten zu Hause weiterlaufen würden und legten diesen Betrag zurück. Außerdem haben wir fast alles verkauft was Geld einbrachte. Das war übrigens ein wunderbar befreiendes Gefühl. 

Was wir nicht verkaufen konnten, haben wir verschenkt oder entsorgt. Zu Beginn der Reise hatten wir unser Sparziel erreicht und hätten weder arbeiten noch vermieten müssen. Da wir aber unser Haus eineinhalb Jahre vermietet haben und Fabian im letzten Jahr stundenweise gearbeitet hat, verbrauchten wir weniger Erspartes als gedacht.

Wandern in Schweden

Krankenversicherung ist auch so ein Thema. War das ein Thema für Euch? Über wenn wart Ihr so lange versichert?

Auch das war ein Thema. In Deutschland waren wir durch die Elternzeit ganz normal krankenversichert und haben bei unseren drei Heimatbesuchen auch die üblichen Vorsorgeuntersuchungen wie z.B. beim Zahnarzt in Anspruch genommen. 

Für das Ausland hatten wir eine spezielle Auslandskrankenversicherung für Langzeitreisende, die wir auch einige Male in Anspruch nehmen mussten.

Stellplatz irgendwo in Saudi Arabien

Was bedeutet Heimat für Euch?

Heimat ist für uns da, wo wir als Familie sind. Egal wo auf der Welt. Wir machen Heimat derzeit nicht von einem Ort und schon gar nicht von einem Objekt abhängig. Deshalb wollen wir unser Haus verkaufen und wieder auf Reise gehen.

Letzte Frage: Welchen wichtigen Tipp könnt Ihr anderen Abenteurern mit auf den Weg geben

Den Abenteurern muss man doch gar keine Ratschläge mehr geben, sie leben ihr Abenteuer ja bereits. Aber allen, die sich noch nicht getraut haben, können wir nur sagen: Der perfekte Zeitpunkt kommt nie. Wenn ihr etwas wirklich wollt, dann tut es. Eine wirkliche Sicherheit gibt es nicht, im Grunde ist alles immer nur eine Mind-Set Sache.

Buch

Wir haben auch ein Buch geschrieben und möchten dich, liebe Leserin, lieben Leser auf unsere Reise mitnehmen, in die einzelnen Länder und Situationen, die wir erlebt haben, z.B. als an der saudi-arabischen Grenze der Drogenspürhund bei uns angeschlagen hat, wie wir im Irak zu einer Familie kamen, die uns beherbergen wollte, obwohl sie gar nicht wusste, was Reisende überhaupt sind. Oder warum wir in Kuwait ins Krankenhaus mussten…

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