Malaysia – Mulitkulti erleben – Mit dem Fahrrad von Neu Delhi nach Singapur

Grenzübertritt auf Wasserwegen

Ein altes, hölzernes Longtail Boot mit sechs eng zusammensitzenden Passagieren wird uns nach Malaysia bringen. Dann wird die Plane vorgezogen, um die Personen zu verstecken (oder auch vielleicht auch um sie gegen Spritzwasser zu schützen). Wir fühlen uns ganz klar, in Anbetracht des Bootszustandes und dem Erscheinungsbild der Bootsleute, wie auf einen Flüchtlingskahn. Das Gefühl wird noch authentischer als auf halber Strecke und damit auf offener See das Benzin ausgeht. Wir sitzen die Sache aus. Was sonst?

Die Bootsleute gelassen rauchend und wir nervös wartend…auf was? Ganz klar – eine Plastikflasche voll Treibstoff, den uns ein anderes „Schleusserboot“ irgendwann zuwirft.

 Grenzübertritt Thailand – Malaysia

Erleichtert erreichen wir kurz darauf das Festland von Malaysia. Eva ist sich noch nicht ganz sicher, ob sie bleiben darf. Schließlich trägt sie kurze Hosen als Frau in einem islamischen Land…aber alles kein Problem. „Service with Smile“ steht dann gleich am Einreiseschalter. Tatsächlich bekommen wir auch ein Lächeln von jedem einzelnen Beamten und wir hören erstmals „Welcome to Malaysia!“. Das uns dieser Satz von Nord nach Süd begleiten wird ahnen wir noch nicht.

Welcome to Malaysia

Immigration Malaysia

Verschleierte Frauen, knapp bekleidete Chinesinnen, Männer mit freiem Oberkörper – wir sind verwirrt. Doch schnell merken wir das Malaysia einen sehr offenen Umgang mit allen Religionen und Bevölkerungsgruppen pflegt. Da steht die Moschee neben dem chinesischen Tempel und daneben noch eine Kirche. Dort sitzen Muslime mit Kopftuch mit den kurzhosigen, Biertrinkenden Chinesen zusammen. Und der Fremde? Er wird von vielen mit einem Lächeln empfangen und bekommt höflich erklärt was er nicht kennt und versteht. Im Restaurant wird uns ganz selbstverständlich, dass Essbare, dass da in den Töpfen steckt erklärt. An Kreuzungen wird uns der Weg gewiesen – ob wir wollen oder nicht! Und immer wieder „Welcome to Malaysia!“.

Georgetown, Taiping und Ipoh

Georgetown

Georgetown ist unser erstes großes Highlight. Wieder ein Weltkulturerbe mehr in unserer Sammlung. Eine Stadt mit Chinatown, Little India und dem ersten britischen Fort auf malaysischem Boden. Der Bummel durch Chinatown und Little India ist ein musikalischer, kulinarischer Ausflug in die jeweiligen Länder. Wir mögen dieses Multikulti nicht nur kulinarisch, sondern auch menschlich.

In Taiping einer der ältesten Städte Malaysias genießen wir die sogenannten „Lake Gardens“ eine Parklandschaft mit eingelagertem Seen. Hier findet man die erste englische Schule und das älteste Museum des Landes. Wir besuchen den dortigen Zoo und werden als frei laufende Weiße ebenfalls zur Attraktion.

Kurz darauf folgt Ipoh. Allerdings lassen wir hier das Sightseeing wegen wahnsinniger Hitze großteils ausfallen. Stattdessen setzen wir uns in ein einheimisches Strassenkaffee und beobachten das Leben.

Cameron Highlands und Kuala Lumpur

Cameron Highlands
 Cameron Highlands

Abkühlung versprechen uns die bis zu 2000 m hohen Cameron Highlands. Dort verbringen wir zwei Tage mit Wanderungen durch Teeplantagen und den Urwald. Vor allem aber lernen wir die frische Morgenluft zu schätzen.

Kuala Lumpur – KL genannt – ist eine eigenartige Hauptstadt. Eine Stadt der Moderne, ohne Konzept, welche wohl zu spät erkannt hat was eine historische City ausmacht. Der Kern der Altstadt ist nur noch schwer zu finden und besteht aus gerade mal einer handvoll versteckten Sehenswürdigkeiten. Dazu zählen die Jamek Moschee, das koloniale Verwaltungsgebäude „Jabatan Penerangon“ oder die Old City Hall. Am Rande fressen sich die Hochhäuser jedoch bedrohlich heran. Da entstehen Shopping Malls für den mehr oder weniger vollen Geldbeutel. Fußwege zwischen den Kommerz Hallen sind fehl am Platz. Es scheint, dass jeder erstmal seinen Wolkenkratzer baut und im Nachhinein überlegt wird, wo und wie dort eine Straße hinführen kann. Wir fühlen uns unwirklich zwischen all den Luxusbauten und Konsum… Waren wir nicht eben erst noch im armen Indien?

Palmen über Palmen

Auf dem Weg nach Süden radeln wir durch gefühlt eine einzige Palmölplantage – doch es sind unzählig viele! Bis an den Horizont erstrecken sich die Reih an Glied gepflanzten Palmen. Natürlichen Wald gibt es nur selten. Wir glauben es sofort das Malaysia nach Indonesien der größte Palmöllieferanten der Welt ist. Ob dieses Öl durch so eine Monokultur-Anbauweise und die damit verbundenen Umweltprobleme als Produkt für Bioware geeignet ist, darf bezweifelt werden.

Malakka 

 Melaka Christ Church

Nach Georgetown und Kuala Lumpur erreichen wir eine der bedeutendsten und ehemals wichtigsten Handelsstädte – Malakka. Der Ort welcher der „Straße von Malakka“ ihren Namen gab, ist eine Perle der Geschichte. Ein gepflegtes und lebendiges Chinatown, ein beeindruckender „roter Platz“ und eine St. Pauls Hill Kirche laden zum Bestaunen und Verweilen ein. Des Weiteren findet man hier den ältesten chinesischen und hinduistischen Tempel des Landes. Wir bleiben länger als geplant bevor wir mit dem Bus in den Taman Negara Nationalpark reisen.

Urwald

Der Park wartet mit einem 130 Millionen Jahre! Dschungelgebiet auf. Dank stabiler klimatischer Verhältnisse konnte sich hier eine faszinierende Vegetation entwickeln und bestehen. Zusammen mit Alexandra und Andreas aus Karlsruhe, die wir im Bus kennenlernten, machen wir uns auf einen kleinen Teil dieses wilden Urwalds zu erkunden. 9 km in 7 Stunden geben die Nationalparkleute an. Wir fühlen uns fit und sportlich und so erscheint uns die angegebene Zeit doch eher was für Sonntagsspaziergänger. Nach 2 bis 3 km erahnen wir, dass die Zeitangabe doch stimmen könnte. Der Weg führt uns auf und ab über einen schmalen Trampelpfad bis ins verlassene Dorf Kuala Terengan.

Wir lauschen den Vogelstimmen und blicken immer wieder in die gigantisch hohen Gipfel. Von den wilden Elefanten sehen wir nur, dass was sie zurücklassen, nachdem sie viele Bananen verspeist haben. Andere extreme Wildtiere machen uns da mehr zu schaffen. Blutegel! Sie scheinen überall. Sie sorgen auch dafür dass wir ausser im kleinen Flussbett kaum pausieren wollen. Kaum bleibt man stehen hat man zumindest den Eindruck noch mehr von ihnen befallen zu werden. Als wir nach sportlichen 6 Stunden unser Ziel erreichen haben uns die Blutegel sichtbar zugesetzt. Andreas Hose sieht aus als hätte er eine schwere Schienbeinverletzung durch Löwenbiss und Mikes Zehen (er hat die Socken vergessen) schwimmen im Blut. Aber wir leben noch und so genießen umso mehr die Rückfahrt mit dem Boot zum Hauptquartier. Vom Fluss aus bekommen wir nochmal einen anderen Blick auf diese wunderschöne Umgebung!

Auf dem Weg von Malakkaa nach Pulau Tioman absolvieren wir den 10.000 Radkilometer mitten in einer – na – ja Palmölplantage. 10.000 km mit nur kleinen Pannen, unterschiedlichsten Mentalitäten und Landschaften. An dieser Stelle möchten wir unseren Schutzengeln für ihre gute Arbeit danken – DANKE!

Auf Pulau Tioman (Insel) legen wir dann noch etwas Strandurlaub ein bevor uns der Weg ans Ziel unserer Reise führen soll.

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