Greti & Gerhard Nußbaummüller – Tief in Südamerika – Interview
6 Jahren fuhren Greti & Gerhard Nußbaummüller mit einem 40 Jahre alten Steyr 680 durch Südamerika. Wir haben das Interview mit den beiden.
5 ½ Jahre waren sie zusammen auf Radweltreise. Philipp fuhr vor der Reise 1 Jahr mit dem Geländewagen durch Island. Zusammen lebten Sie 3 ½ in Spitzbergen. Die Liste der Abenteuer von Valeska und Philipp Schaudy ist lang. Nun hatten wir die Ehre die beiden für unsere Serie gooutTALKcrazy interviewen zu dürfen.
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Aktualisiert am 17.08.2024
Philipp 1973 in Graz, Valeska 1978 in Berlin.
Schon während unserer Studien (Philipp Geographie, Valeska Umweltsystemwissenschaft) haben wir lange Reisen unternommen. Nach dem Abschluss wurde das Reisen zum Lebensinhalt und wir waren viele Jahre ohne festen Wohnsitz unterwegs.
Ja, wir wollten für mehrere Jahre (+/- 5) unterwegs sein und ja, wir hatten vor um die Welt zu radeln. Das war von Anfang an der Plan. Wie lange wir letztlich ‚on the road‘ sein werden haben wir offen gelassen und auch die genaue Route hatte sich erst unterwegs ergeben. Wobei Afrika Nord-Süd, Alaska-Feuerland und Rund um Australien für uns beide immer Traumrouten waren, die wir in unsere Weltreise einbauen wollten und das haben wir auch getan.
Nein. Wir haben auch wenig Vorbereitung betrieben. Es gab wenig Zeit, da wir bis zuletzt noch in Grönland als Reiseleiter unterwegs waren, dann kam der Winter und wir sind einfach losgefahren. Wir hatten uns in den Kopf gesetzt unsere erste große Etappe am Nordkap zu starten (also dort wo die Straße im Europa im Norden beginnt) und durch Europa, den Nahen Osten und Afrika an den Südlichsten Punkt Afrikas zu radeln (dort wo die Straße im Süden endet). Als Vorbereitung war grundsätzlich zu entscheiden ob wir durch Ost oder Westafrika fahren sollten – das war bei der politischen- und der aktuellen Sicherheitslage (2006) rasch entschieden. Alles andere hat sich unterwegs ergeben. Von vorherigen Reisen hatten wir bereits Sponsorpartner für Ausrüstung, also war diesbezüglich auch kaum Vorbereitung notwendig. Unser Leben lief zu dieser Zeit sehr schnell und wir sind buchstäblich von einer Reise in die nächste gestolpert, da blieb nie viel Zeit für Vorbereitungen.
Nein, eigentlich nicht. Das unterwegs sein war viele Jahre unser einziger Lebensinhalt. [Heute sind es in erster Linie unsere Kindern, dann das Reisen]. Zu Reisen war für uns ‚zuhause‘ genug. Klar vermisst man (in gewisser Weise) Familie und Freunde, genauso wie man das unterwegs sein vermisst wenn man wieder angekommen ist. Als Heimweh oder Fernweh würde ich es trotzdem nicht bezeichnen. Wir hatten immer die Möglichkeit mit den Reisen aufzuhören, genauso wie wir uns auch jetzt immer die Möglichkeit offen lassen wieder auf Reisen zu gehen.
Die Gastfreundschaft, die uns rund um die Welt begegnet ist. Der viele Austausch mit Menschen, die vielen herzlichen Einladungen. Vor allem wenn man mit dem Rad reist ist man für die Leute interessant und das Rad ist oft der Schlüssel zu tollen Begegnungen. Das gibt es auch beim Unterwegssein mit Kindern.
Nicht viele, aber es gibt natürlich ein paar. Eine Bärenattacke in Kanada, eine Killerbienenattake in Kenia, aber auch der mörderische Verkehr auf so mancher Indischen Straße, oder steinewerfende Kinder in Jordanien oder Äthiopien. Beispiele gibt es noch mehr, aber unterm Strich sind das nur Momente neben einer riesigen Überzahl positiver Erlebnisse.
Dass man vor der Fremde keine Angst haben muss und die Menschen auf der ganzen Welt grundsätzlich gut sind. Das haben uns viele Begegnungen gelehrt, auch in Gegenden in denen heute Krieg herrscht, auch in Ländern mit inakzeptablen politischen Systemen und in Gebieten mit extrem hoher Kriminalität.
Das Leben ‚on the road‘ ist extrem unbeschwert und einfach. Essen, schlafen, unterwegs sein und ganz viel Aufnehmen. Dieses absolut unbeschwerte Gefühl gibt es zuhause nicht, denn man steckt nun mal in einem System, das auf Leistung, Geld und Konsum aufgebaut ist. Auch wenn man etwas quer dazu schwimmt, kommt man zuhause nicht aus diesem Strom heraus
Ständig unterwegs sein, permanent neue Leute kennenlernen, immer Wind, Wetter und der Sonne ausgesetzt sein, das ist natürlich auch anstrengend. Und man kann sich nicht einfach ausklinken wenn es mal an die physischen und psychischen Grenzen geht.
Zurzeit können wir es sehr gut genießen als Familie einen Platz zu haben den wir als unser Zuhause bezeichnen und an den wir immer zurückkommen können.
Das Losfahren war für uns immer einfach. Da wir ständig viel gereist sind und wir meistens von einem Abenteuer ins nächste gestolpert sind, war das Losfahren immer etwas Normales. So hat oft eine Reise zur nächsten geführt und das ‚zuhausesein‘ war oft nur ein Umpacken, da wir auch zum Geldverdienen normalerweise (als Guides in den Polargebieten) nicht ‚zuhause‘ waren.
Nach vielen Jahren unterwegs (Kanureisen, Spitzberge, Weltreise, etc. – das ging alles fast lückenlos hintereinander) sind wir im Frühjahr 2012 wieder in Österreich angekommen. Wir wollten Kinder haben und eine Familie gründen. Dieses nachhause kommen war um vieles schwerer als das Losfahren. Das Leben unterwegs war einfach und wir brauchten nicht viel. Mit dem Ankommen gab es plötzlich ein riesiges Fragezeichen in unserem Leben. Das war irgendwie beängstigend, da wir nicht wussten wie wir damit umgehen sollen. Mittlerweile haben wir unseren Platz gefunden und sind auch mit den Kindern immer wieder länger auf Reisen …
Ich, Philipp, halte schon seit 25 Jahren (wenn ich in Österreich bin) Vorträge über meine (und jetzt unsere) Reisen.
Des Weiteren leiten wir seit fast 20 Jahren Expeditions-Schiffsreisen rund um Spitzbergen und nach Grönland. Diesen Job haben wir in unserer Zeit auf Spitzbergen in den Sommermonaten begonnen. Durch das Guiden haben wir immer ausreichend verdient, um lange auf Reisen zu sein. Philipp macht diesen Job heute noch.
Und unser drittes Standbein sind (seit unserer Rückkehr) die Anderswo Vortrags-Events in Graz (www.anderswo.at), die Philipp mit einem Freund ins Leben gerufen hat und damit sehr erfolgreich ist.
Wir waren immer krankenversichert. Nicht versichert zu sein war nie eine Option für uns. Ja, das kostet Geld, aber das war es uns immer wert. Allein die Vorstellung irgendwo mit dem Rad einen schweren Unfall mit Folgeschäden zu haben und nicht versichert zu sein, spricht absolut dafür sich zu versichern.
Wir denken, es ist wohl der Flecken Erde zu dem man immer zurück kehrt und sich angekommen und zuhause fühlt. Für uns war das immer Österreich und wir haben auch nie nach einer Alternative gesucht. Wir sind immer des Reisens willen unterwegs gewesen, und das hat etwas mit Fortbewegung zu tun. Auch unsere langen Aufenthalte, wie etwa in Lappland, Island oder Spitzbergen waren im Kopf trotzdem immer als temporäres Aussteigen gespeichert. Einen anderen Ort zu leben haben wir nie gesucht.
Ja, irgendwie schon. Wir waren immer recht extrem unterwegs und mussten uns nur um uns selbst sorgen. Jetzt, als Eltern, sind wir sehr bemüht mit unseren Kindern bedürfnisorientiert umzugehen. Das fließt natürlich auch ins Reisen ein. Wir machen kleine Etappen, bleiben oft länger als geplant an einem Ort und schrauben unsere eigenen Erwartungen an eine Reise sehr zurück. Uns ist es wichtig, dass die Kinder möglichst viel aus einer Reise mitnehmen und Freude daran haben unterwegs zu sein.
Mit unseren mitteleuropäischen Reisepässen haben wir ein wahnsinniges Privileg, nämlich zu Reisen wohin wir wollen – da gibt es kaum Einschränkungen. Reisen ist zwar nicht lebensnotwendig, aber es ist absolut lebensbereichernd. Seine geregelte Komfortzone zu verlassen und auf Reisen zu gehen wird immer ein Gewinn sein, der einem nichtmehr genommen werden kann.
Wir danken Euch für das Interview und wünschen Euch weiterhin spannende Erlebnisse.
6 Jahren fuhren Greti & Gerhard Nußbaummüller mit einem 40 Jahre alten Steyr 680 durch Südamerika. Wir haben das Interview mit den beiden.
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