Lena Wendt & Ulrich Stirnat – Reiss aus der Film – im Interview

Zwei Jahre waren Lena Wendt und Ulrich Stirnat mit ihrem Land Rover in Westafrika unterwegs. 2014 ging es los. Einfach alles ins Auto packen und losfahren. So war es schon immer der Traum von Lena. Dass aus angedachten 6 Monaten 2 Jahre wurden, war so nicht geplant. Am Ende standen 46.000 Kilometer mehr auf dem Tacho des Landis.

Hier beantworten Lena und Ulli Fragen aus unserer Serie gooutTALKcrazy.

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Wann und wo seid Ihren geboren?

Lena: Dezember 1985 Osterode am Harz

Ulli: Mai 1985 in Stade

Was habt Ihr vor Eurem Reiseabenteuer gemacht?

Lena: Journalistin beim NDR Fernsehen und Fotografin

Ulli: Ich war Ingenieur in der Produktentwicklung bei Dräger Medical in Lübeck. Habe mich dort um Durchfluss-Mess-Sensorik gekümmert. Corporate Life direkt nach dem Studium. Very safe, very convenient. Ich hätte dort vermutlich bis zur Rente bleiben können. Wäre nicht der Einzige gewesen, der genau diesen Weg gegangen ist.

Ihr seid von Hamburg nach Südafrika mit einem alten Land Rover gefahren. Wieso Südafrika?

Lena: Weil ich dort mal gelebt habe und wir die Westküste Afrikas entdecken wollten. Den Osten habe ich bereits allein mit dem Rucksack bereist. Ich dachte das ist eine super Strecke um am Ende Freunde zu besuchen in Südafrika.

Ulli: Lenas Idee 🙂 Ich wollte gern nach Südamerika. Wir dachten uns, fangen wir mal an mit dem, was näher dran ist. Hat nicht so geklappt (lacht).

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Kamen Euch in den Reisevorbereitungen jemals Zweifel an dem, was Ihr plant?

Lena: Ich habe weder etwas geplant noch an etwas gezweifelt.

Ulli: Zweifel an dem, was wir planen nie wirklich. Dafür war ich viel zu beschäftigt mit Vorbereitungen bis es losging.

Gab es negative Erlebnisse, Zusammentreffen oder Ereignisse, an die Ihr nicht so gerne zurückdenkt?

Lena: Viele unangenehme Situationen, in denen ich mir selbst begegnet bin und das gar nicht mochte, was ich gesehen habe.

Ulli: Jetzt, nach so langer Zeit nach der Reise, ist das einzig unangenehme und unschöne, was mir wirklich in Erinnerung bleibt, das Gefühl, im Zusammenleben bzw. gemeinsamem Reisen mit Lena so viel nicht gemacht bzw. nicht gelebt zu haben, wie ich es jetzt tun würde. Es gibt einige Situation bei denen ich mir jetzt denke: Okay, was für ‘ne Mücke, aus der ein Elefant geworden ist. Und das ausnahmslos nur, weil wir nie ehrlich bzw. auf die richtige Art und Weise miteinander kommuniziert haben. Mein Gefühl jetzt ist, dass wir uns oft selbst viel zu ernst/zu wichtig genommen haben, ohne die andere Person richtig zu sehen. Ein großes Learning.

Was habt Ihr auf Reisen für Euch gelernt?

Lena: Alles ist immer eine Frage der Perspektive plus: Ich weiß nichts.

Ulli: Siehe letzte Frage…. Den Fehler mache ich nicht nochmal. Es ist für mich vor allen Dingen ein Lernen auf persönlicher und bedienungstechnischer Ebene. Ich schaue nun mehr auf mich, mein Leben und meine Bedürfnisse, meine Wünsche. Bin ich selbst und lebe mein Leben. Dann, im zweiten Schritt, kommt die Verantwortung für meine Beziehung bzw. meine Partnerin. Ich habe das damals anders gemacht. Das kommt im Film glaube ich ganz gut rüber. Lena und ich sind damals in eine Co-Abhängigkeit voneinander geraten, die für uns nicht gesund war. Wie schön ist es, wenn der/die Partner:in Motivation und Unterstützung beim Wachsen ist, und nicht Ablenkung davon, sich mit sich selbst auseinander zu setzen.

Was war schöner als Daheim?

Lena: Freiheit, Wärme, Surfen, Musik, draußen, immer barfuß, die Düfte, die Offenheit der Menschen, der Humor, das Essen, die Früchte, Wahnsinnsnatur,…aufs Neue als komplett ungeschriebenes Blatt zu beginnen. Ohne Alltag, der einen erwartet. Wobei es den irgendwann auch gab auf der Reise. Ich glaube das waren dann auch meist die Zeiten, in denen ich wieder das Bedürfnis bekam etwas weiterzureisen oder Neues zu erleben.

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Christopher Many, der auch mit einem alten Land Rover acht Jahre unterwegs war, schrieb in seinem Buch, dass der Land Rover, das unzuverlässigste Auto des Universum ist. Könnt Ihr dem zustimmen?

Lena: Im Gegenteil, sie ist zuverlässig immer nur dort kaputtgegangen, wo wir uns selbst helfen konnten oder Hilfe in der Nähe war:)

Ulli: Eingeschränkt. Er hat schon recht. Die Wahrscheinlichkeit, dass nach dem Aufstehen bis zum Ende des Tages irgendetwas am Wagen kaputtgeht, oder sich ankündigt (und du weißt nicht, ob heute noch oder in 2 Wochen) liegt bei 100 % meiner Erfahrung nach. Auf der anderen Seite hat Terés, so hieß unsere Dame, uns nie im Stich gelassen. Sie hat die Fahrt durch die Sahara spannend gemacht (da hat sich die Kupplung langsam, langsam verabschiedet), die Regenzeit genauso (jedes Mal, wenn die Luftfeuchtigkeit extrem hoch war, es geregnet hat oder wir von unten zu nass wurden, ist die Sicherung der Lichtmaschine durchgebrannt –> Batterie wurde nicht mehr geladen, sondern nur noch entladen). Insgesamt drei Batterien haben wir verbraucht. Bis ich den Fehler gefunden hatte, hat uns dies Monate und bestimmt 40 Sicherungen gekostet. Ist eine Hass-Liebe. Viel Emotion

Was bedeutet Heimat für Euch?

Lena: Heimat ist da wo Menschen sind, die ich liebe und die mich so lieben und akzeptieren wie ich bin.

Ulli: Früher hatte ich gesagt: Heimat ist der Ort, wo ich aufgewachsen bin. Jetzt denke ich: Heimat ist immer dort, wo ich mich angekommen fühle. Für mich entsteht dieses Gefühl durch die Menschen, mit denen ich zusammenlebe. Seien es Freunde oder die Menschen, die meine Familie ausmachen.

Wie habt Ihr Eure Reise finanziert?

Lena: Viel zu viel vorab gearbeitet, mit der obersten Priorität Reisen zu gehen und für nichts anderes Geld „zu verschwenden“:)

Ulli: Durch Sparen nach dem Berufseinstieg. Aber das war eher nebenbei. Ich für meinen Teil habe einfach das Geld, das nach dem Studium eintrudelte, nicht ausgeben können und wollen. Also hat sich etwas angesammelt. So richtig bewusst auf die Reise hin gespart war das aber nicht.

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Welchen wichtigen Tipp, könnt Ihr anderen Abenteurern mit auf den Weg geben?

Lena: Lächeln und atmen, sei neugierig und offen, wir wissen nichts.

Ulli: Diese Frage… Klassiker haha. Mein einziger Rat ist: Mach deine eigenen Erfahrungen. Geh los, mach den ersten Schritt. Was auch immer du dir vorgenommen hast! Die Welt ist voll von Menschen, die darauf warten, dass jemand anders diesen ersten Schritt macht. Don’t be that person. Ja, vielleicht fliegst du auf die Schnauze, vielleicht tut das sogar weh. Aber nur durch eigene Erfahrung kannst du wirklich lernen. Und hey, wer weiß, wenn du nicht gerade totales Pech hast, wird’s wahrscheinlich sogar gut!

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