Rezension: Ein Krankenhaus im Kongo (Robert Kösch)
Träumt nicht jeder hin und wieder davon: Das bisherige Leben aufzugeben um etwas „Sinnvolles“ zu tun? Sich um andere Leute kümmern statt um anderer Leute
Träumt nicht jeder hin und wieder davon: Das bisherige Leben aufzugeben um etwas „Sinnvolles“ zu tun? Sich um andere Leute kümmern statt um anderer Leute Geld, Versicherungen oder andere materielle Dinge in einem ach so wichtigen Job? Was für die meisten ein Traum oder eine Wunschvorstellung bleibt, hat Frank Kösch in die Tat umgesetzt.
Das auslösende Ereignis war bei ihm ein Unfall beim Gleitschirmfliegen. Wie er hiervon zu einem 7-monatigen Hilfseinsatz für „Ärzte ohne Grenzen“ im Kongo kommt und wie diese beiden so unterschiedlichen Welten aufeinanderprallen, schildert Kösch sehr eindrucksvoll und schonungslos-offen. Selbstzweifel, Ängste und kritisches Hinterfragen sowohl des eigenen Handelns als auch dem der Entwicklungshilfe inklusive.
Verlag
Conbook
Erscheinungsjahr
2021
ISBN – 10
978-3-95889-399-3
Und genau dies macht das Buch neben der „klassischen“ Schilderung von abgedrehten Ereignissen vor Ort lesenswert. Denn so „erlebt“ der Leser eben nicht nur eine spontane Jagd auf eine Gazelle mit Macheten, skurrile Empfehlungen aus dem Buch der traditionellen Medizin oder wie sich ein Leben ohne Kanalisation, asphaltierte Straßen, Ampeln, Mülleimer oder auch nur einem stabilem Stromnetz, dafür aber mit täglichen Patrouillen von bewaffneten Soldaten anfühlt. Von unzähligen bürokratischen wie sicherheitstechnischen Schwierigkeiten beim Bau eines Krankenhauses vor Ort ganz zu Schweigen. All dies wird reflektiert in Bezug gesetzt zum privilegierten Alltag zu Hause wie auch zum durchaus privilegierten Leben in der speziellen Blase innerhalb der Hilfsorganisation.
Als würde das alles noch nicht ausreichen gesellen sich noch Naturkatastrophen, Entführungen und eine gewisse Corona-Pandemie hinzu. Wie man hierbei trotzdem nicht verzweifelt, sondern die ansteckende kongolesische Leichtigkeit übernimmt um dennoch zu tanzen, zu lachen, zu feiern und für viele Probleme eine Lösung zu finden, liest sich ausgesprochen kurzweilig. Ob das Krankenhaus am Ende wie geplant auch tatsächlich gebaut wird sei hier nicht verraten. Wohl aber die Empfehlung des Buches an alle, die hoffentlich kein lebensbedrohliches Ereignis sondern lediglich einen literarisch-motivierenden Schubser benötigen, um sich zu engagieren und ihren Traum zu verwirklichen.
Robert Kösch
Robert Kösch wurde 1992 in Mainz geboren. Nach dem Abitur lernte er als Flugkurier die Welt kennen. Für ein duales Studium zog er 2012 nach Hamburg. Er arbeitete im Projektgeschäft bei einem großen Flugzeugbauer und absolvierte parallel seinen Master an der Boston University. Nach einem schweren Gleitschirmunfall bewarb er sich bei Ärzte ohne Grenzen, heiratete seine langjährige Freundin und startete Anfang 2020 in den Kongo.
Träumt nicht jeder hin und wieder davon: Das bisherige Leben aufzugeben um etwas „Sinnvolles“ zu tun? Sich um andere Leute kümmern statt um anderer Leute
Um aus der unglaublichen Masse an Berichten über Aussteiger aus dem alltäglichen Leben herauszustechen, bedarf es schon eines besonderen Inhalts. Wie wäre es damit: 1986
„Tommy wer?“, ist im Prinzip die einzige Reaktion, wenn man im Freundeskreis vom Buch „Push“ erzählt oder nachfragt, ob die Begeisterung beim Lesen eben