Lena Wendt & Ulrich Stirnat – Reiss aus der Film – im Interview
Zwei Menschen, zwei Jahre, ein Traum = Reiss aus, der Film. Lena Wendt & Ulrich Stirnat im packenden Interview bei gooutTALKcrazy.
6 Jahre lang waren Sabine Hoppe und Thomas Rahn mit einem Mercedes Rundhauber (Baujahr 1977) unterwegs um die Welt. Nach dem Studium begann für die beiden nicht der Einstieg in die Arbeitswelt, nein, Sabine und Thomas begaben sich auf Weltreise. Dass sie 6 Jahre unterwegs sein würden, war ihnen beim Start nicht klar. Auf ihrer Reise durchquerten Sie Asien, fuhren die legendäre Panamericana von Norden nach Süden und erkundeten Afrika.
Auch Sabine und Thomas standen uns freundlicherweise Rede und Antwort.
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Sabine wurde 1980 in Hirschau geboren, wuchs in Amberg auf, studierte ab 2000 Kunst und Germanistik an der Universität Regensburg und der Ludwig-Maximilian-Universität in München und schloss die Prüfung zum Staatsexamen 2005 ab. Im Anschluss studierte sie Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
Thomas wurde 1980 in Amberg geboren, verbrachte seine Kindheit und Schulzeit in Freihung / Landkreis Amberg-Sulzbach. Er studierte Architektur an der Technischen Universität München und Forstwissenschaft am Wissenschaftszentrum Weihenstephan.
Zwei Monate nach Thomas‘ Studienabschluss sind wir losgezogen. Sabines Diplomarbeit war Teil der Reise.
Der Auslöser loszuziehen war die Lust, Neues kennenzulernen und die Tatsache, dass wir keinen ausreichend guten Grund gefunden haben, warum wir diese Reise nicht machen sollten. Dass sie letztlich sechs Jahre dauern würde, wussten wir zum Glück nicht.
Nein, bei der Planung nicht. Wir wussten, dass uns niemand zwingt um die Erde zu fahren. Unsere Prämisse war, solange zu reisen, wie es uns Freude macht. Das hätten zwei Wochen oder zwei Monate sein können. Und vorab hatten wir auch nicht die geringste Ahnung, wie es wohl ist, jahrelang in einem Oldtimer mehrere Kontinente zu durchqueren. Die ersten ernsthaften Zweifel kamen dann, als wir unterwegs waren und alles anders war als gedacht.
Schon als Kind hatte Thomas die Idee in einem Geländewagen um die Welt zu reisen. Als uns dann Paula begegnet ist, hatten wir das Gefühl, dass sie zu diesem Vorhaben passt. Wir hatten nicht gezielt nach einem Oldtimer gesucht, vielmehr war uns das Fahrzeug sofort sympathisch. Als wir dann merkten, wie laut, langsam und behäbig das Fortkommen mit Paula ist, war uns klar, dass es doch auch seine besonderen Tücken hat, mit einem Oldtimer zu reisen.
In einem Oldtimer-Lkw sind kleinere wie größere Reparaturen an der Tagesordnung. Kaum ein Tag verging, an dem wir nicht am Lkw geschraubt haben. Als wir loszogen, hatten wir nicht die geringste Ahnung von Fahrzeugen, konnten wir mit Mühe und Not die 110 Kilo schweren Räder wechseln. Nach sechs Jahren Reise hatten wir fast jedes Bauteil mindestens einmal in der Hand. Wir durften lernen wie man Ventilführungen erneuert, Kolbenringe und Zylinderkopfdichtungen wechselt, Anlasser, Getriebe, Antriebswellen und noch viel mehr aus- und wieder einbaut. Auch der Radwechsel geht jetzt nach vielen dutzend Reifenpannen flotter als vor der Abfahrt. Bei Pannen konnten wir in den seltensten Fällen auf Werkstätten zählen, mussten die Probleme dann und dort beheben, wo sie auftraten: In der endlosen Steppe der Mongolei, auf einer sechsspurigen Autobahn bei Nacht in China oder bei 47° Grad im Schatten in der jordanischen Wüste. Die unangenehmste Schwierigkeit hatten wir in Kirgistan. Wobei es weniger eine Panne war, als vielmehr unserer falschen Einschätzung geschuldet war, dass wir Paula am Ufer des Toktogul so schräg und tief im weichen Untergrund versenkten, dass wir Angst hatten, sie könnte jederzeit umkippen. Ohne Hilfe von mehreren jungen Männern aus dem nächsten Dorf wäre dies vermutlich auch passiert.
Paula hat Treibstofftanks für 900 Liter Diesel. So haben wir eine Reichweite von etwa 4000 Kilometern. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir nicht einige Male sämtliche Reste aus den verschiedenen Tanks zusammenschütten mussten, um die letzten Kilometer zur nächsten Tankstelle zu schaffen. Oft variieren die Preise von einem Land zum anderen so stark, dass wir knapp kalkulierten. Zuletzt wäre uns das fast im Sudan zum Verhängnis geworden. Kaum waren wir mit fast leeren Tanks über die Grenze gerollt, mussten wir feststellen, dass an den Tankstellen der Diesel so knapp war, dass, bis man an die Reihe kam, die Tankwärter nur noch mit dem Kopf schütteln konnten und uns mitteilten, dass es erst nächste Woche wieder Nachschub gäbe. Gleichzeitig mussten wir innerhalb von drei Tagen in die 1000 Kilometer entfernte Hauptstadt gelangen, um uns dort zu registrieren. Also mussten wir erfinderisch werden.
Wir ließen die Reste aus unserem Zusatztank ab und füllten sie in den Tank. Mit den letzten Litern hangelten wir uns dann von Tankstelle zu Tankstelle, doch entweder waren sie leer oder es stauten sich die Fahrzeuge bis zum Horizont. Einmal wurden wir vorgelassen und durften einzelne Kanister auffüllen, ein anderes Mal hatte ein Tankwärter in einer Garage noch ein paar Reservekanister, die wir ihm abkaufen konnten … wortwörtlich mit den letzten Tropfen erreichten wir die Hauptstadt Khartum. Zwar hatten selbst dort die Tankstellen zunächst geschlossen, aber jetzt waren wir nicht mehr unter Zeitdruck und konnten die nächste Lieferung abwarten.
Das Losfahren ist meiner Meinung nach das Schwierigste überhaupt an solch einer langen und unwägbaren Reise. Als wir erst einmal unterwegs waren und quasi unbegrenzt Zeit hatten, ließen sich fast alle unlösbar scheinenden Hürden überwinden. Die Rückkehr und das Wiederankommen fiel uns nicht schwer. Wir freuten uns auf unsere Familien und Freunde und hatten unzählige Ideen, wie unser Leben weitergehen kann. Dass ein großer Reisebuchverlag uns fragte, ob wir ein Buch über die Erlebnisse schreiben möchten, kam ganz unerwartet als schöne Aufgabe noch dazu.
Uns war der Kontakt zu unseren Familien und Freunden sehr wichtig und natürlich haben wir sie auch vermisst. Von Zeit zu Zeit haben sie uns unterwegs besucht und auch wir sind mehrfach über Weihnachten nach Hause geflogen. Aber tatsächlich habe ich jeden Abschied als sehr schmerzhaft empfunden, denn man weiß ja nie, ob man alle seine Lieben wiedersehen wird oder ob man im entscheidenden Moment da sein kann.
Das ist wohl eine der schwersten Fragen, die man jemandem stellen kann, der sechs Jahre lang fünf Kontinente durchquert hat. Die Zeit auf Reisen war geprägt von besonderen Momenten, sowohl von besonders schönen als auch von besonders anstrengenden. Gemeinsam mit Nomaden in einer Filzjurte in der südlichen Gobi zu sitzen und vergorene Stutenmilch zu trinken, am Rande eines rauchenden Vulkankraters zu stehen, in dem acht Meter unter unseren Füßen das kochende Gestein brodelt oder an einem Wasserloch in der Serengeti von zwei Duzend Elefanten eingekreist zu werden, sind Momente, die wir ganz sicher nie wieder vergessen werden. Doch was macht man, wenn einem ein ausgewachsener Elefant näher kommt, als man möchte, wenn sich nachts ein ganzes Dorf bewaffnet und den Lkw umstellt oder man mitten in der iranischen Sandwüste festgenommen auf einer Polizeistation sitzt? Von diesen und vielen weiteren Höhen und Tiefen der Reise erzählen wir bei unseren live-kommentierten Fotoreportagen, in denen wir die Zuschauer im Oldtimer mit um die Welt nehmen. Oft lachen wir dann gemeinsam mit den Zuschauern über diese oft total skurrilen Momente.
Ganz besonders die Tatsache Zeit zu haben für die Welt, die man gerade entdeckt, für die Menschen, die einem begegnen und für sich selbst. Die Spannung auf das, was wohl kommen wird, mit der jeder Tag beginnt und jeder Tag endet. Jede Minute ist unvorhersehbar, einmalig und eine Erinnerung wert.
Alles. Kein Wasserhahn, der endlos läuft, kein Strom, der unbegrenzt aus der Steckdose kommt, kein Supermarkt hinter jeder zweiten Ecke, keine Waschmaschine, die von selbst Wäsche wäscht. Nirgends kennt man sich aus. Allein die vielen Eindrücke zu verarbeiten, die ununterbrochen auf uns einströmen, das kann zeitweise sehr fordernd sein. Man ist permanent dabei, sich zu orientieren und zu lernen, um sich in einer fremden Umgebung mit unbekannten Regeln zurechtzufinden und bemüht sich, dabei keine allzu dummen Fehler zu begehen. Klingt fast abschreckend? Gehört aber, so wie die wunderbaren Seiten des Reisen, auch zur Realität des Unterwegsseins.
Na klar. Wir brauchen sie ja noch. Erst im vergangenen Sommer waren wir mit ihr in Polen unterwegs. Die Geschichte dazu könnt ihr aktuell im Explorer-Magazin lesen. Die nächste längere Reise entsteht gerade in unseren Köpfen und Paula scharrt schon mit den Hufen – oder Reifen, wenn man das so sagen möchte.
Die Sprache und den Dialekt zu verstehen, der gesprochen wird. Verhaltensweisen richtig deuten zu können. Wissen, wie das alltägliche Leben funktioniert, den besten Bäcker und den schnellsten Weg zu kennen. Menschen, die man schon lange kennt. Entspannung.
Ich empfinde es, als sehr beruhigend zu wissen, dass man im schlimmsten Fall nach Hause geflogen werden könnte oder vor Ort bestmögliche medizinische Versorgung bekommt. Wir waren über den ADAC versichert. Die Versicherung hatte eine maximale Laufzeit von zwei Jahren am Stück und wir konnten sie bei unseren Heimatbesuchen jeweils neu abschließen. Zum Glück haben wir sie nicht ein einziges Mal in Anspruch nehmen müssen, denn wir wurden während der sechs Jahre unterwegs kein einziges Mal ernsthaft krank.
Ich glaube, wer spürt, dass er wirklich losziehen möchte, braucht keine Tipps. Eines, was wir erfahren durften, ist vielleicht eine ganz banale Sache: Um sich auf das Unvorhersehbare einlassen zu können, um das Überwinden von Hürden als Spiel zu begreifen und einen Umweg als Chance zu verstehen, für all das braucht es eines: Zeit. Sie ist für mich das Wertvollste auf einer Reise.
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