In der letzten Nacht auf den Lofoten, weht uns morgens Wind der Stärke 9 um die Ohren. Das Zelt tanzt in alle Richtungen. Zum Glück stand unser Bus als Windschutz davor.
Charlotte lässt das alles unbeeindruckt. Sie schlief tief und fest, wie so oft bis zum 6:30 Uhr. Alle anderen Camper, die weiter vorne am Fjord ihr Zelt aufgebaut haben, waren bereits abgereist, als wir um 7 Uhr vorsichtig unsere Zelttüren öffnen.
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Eva, die vermutet nicht ganz seetauglich zu sein, weiß sofort, dass sie bei diesem Wetter nicht freiwillig auf diese Fähre gehen möchte. So bleibt uns nur eins, wie vorgeschlagen, etwas weiter nördlich nach Lodingen zu fahren und von dort aus nach Bognes überzusetzen.
Die Fährfahrt verkürzt sich dadurch auf eine Stunde, was den Seegang zwar nicht weniger bemerkbar macht, aber dem Magen eine deutlich kürzere Reaktionszeit darauf gibt. Etwas blass, aber ohne jegliche Entleerungsstörung, kommen wir auf dem Festland an.
Unser Plan ist nun nicht zu viel Zeit auf der E6 zu vergeuden, um schnell nach Südnorwegen zu gelangen.
Karge Berge, mit ein paar Sträuchern oder kleinwüchsigen Bäumen, prägen erstmal das Landschaftsbild Richtung Süden. Wild tobende Flüsse, mit türkisem Wasser das unbedingt zum Baden einlädt, schlängelt durch zerklüftetes Gestein. Bizarre Gesteinsformen, die ab und zu aussehen wie kleine Trolle, wurden über Jahrtausende durch dieses Wasser geformt. So ergeben sich Fotomotive über Fotomotive. Der Verkehr lässt es jederzeit zu, am Straßenrand zu stoppen, um die verschiedenen Naturspektakel bewundern zu können.
Am Polarkreis, der Dank dem „Arctic Circle Center“ und den großen Parkplatz nicht zu übersehen ist, gönnen wir uns für 32 Euro, zwei Burger, mit Pommes und je einer 0,33 ml Cola. Wir haben einfach so einen Hunger! Es bleibt das einzige Mal „essen gehen“ in Norwegen.
Wir haben bereits gut Kilometer entlang der E6 gemacht und legen deshalb einen spontanen Stopp in Hierskinn ein. Die Landschaft ist zu schön, um hier nur dran vorbeizufahren, entscheiden wir. Von der Eiszeit rundgeschliffene Bergkuppen, mit einer ebenso kargen, überschaubaren, aber nicht weniger reizvollen Natur, wollen von uns erkundet werden.
Zumal es in dieser Gegend auch Moschusochsen zu sehen gibt. Bei unserer kleinen Wanderung ins Hinterland, genießen wir die Ruhe ohne jegliche Zivilisationsgeräusche. Wenn Charlotte nicht gerade wieder einen Freudenjauchzer loslässt. Moschusochsen zeigten sich uns leider nicht.
Den ersten längeren Stopp legen wir in Åndalsnes, am Romsdalfjord ein. Zirka 5 Kilometer von dem Ort entfernt befindet sich, an der E136 gelegen, der Trollvegen. Der Trollvegen auch Trollwand genannt, ist Europas höchste senkrecht aufsteigende Felswand. Rund 1000 m zieht sie sich den Berg hinauf.
Der Trollvegen wird gerne mit dem Trollstigen verwechselt, der sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet. Der Trollstigen ist eine Passstraße im Nachbartal. Sie führt in Richtung Geiranger Fjord und wurde zwischen den Jahren 1925-36 erbaut.
Der Stigen ist wohl eine der spektakulärsten Straßen in Norwegen, die dem Autofahrer einiges abverlangt. Schmale enge Kurven, mit kleinen Rangiernischen, lassen von einer Fahrt mit Gespann abraten. An einer Stelle wird der Verkehr auch geregelt.
Am Geiranger Fjord, dem laut Werbeprospekt, schönsten Fjord Norwegens, bekommen wir unseren ersten kleinen Kulturschock. Massen an Touristen, die von zwei Kreuzfahrtschiffen ausgespuckt werden, bevölkern den kleinen Ort. Frischer Duft von Schweröl, liegt in der malerischen Bucht von Geiranger.
Von oben sehen die Kreuzfahrschiffe, die mittlerweile weit über 3000 Personen transportieren können, wie kleine Spielzeug schiffe aus. Genau dieses Bild, ist das was den Ort Geiranger so sehenswert machen. Es wäre für uns kaum vorstellbar, wie diese Kreuzfahrtschiffe in der Bucht wenden, wenn wir es hier nicht selber gesehen hätten.
Der Ort ist Charlottes Welt. Menschen mag sie. Umso mehr umso besser. Nur zu nahe kommen dürfen sie nicht. Sieht Charlotte Hunde oder andere Kinder tut sie das mit einem lauten Juchzen kund. Das Gesicht erstrahlt dabei über beide Wangen.
Von Lom aus, biegen wir ab auf die Sognefjellstraße R55. Die Straße zählt zu den nationalen Touristenstraßen Norwegens. Aufgrund seiner Lage ist die Straße jedoch nur von Anfang Juni bis Ende September befahrbar.
In der restlichen Zeit, bedecken Schneemassen die Landschaft. Während der Fahrt über das Fjell bieten sich einem immer wieder Ausblicke auf die Gipfel des Jotunheimen Gebirges. Zwischen Turtagrø und Fortun fällt die Straße auf 11 Kilometer um 900 Höhenmeter ab. Mit Anhänger würden wir auch hier nicht lang fahren wollen.
Kurz darauf verfahren wir uns in Skjolden, in dem wir fälschlicherweise der Ausschilderung „Stabskirche Urnes“ / „Sogndal“ folgen. An sich ist die Richtung korrekt. Nur fahren wir hier am Fjord auf einer sehr schmalen Straße entlang.
Immer in der Hoffnung, das von vorne keiner kommt. Entlohnt werden wir dafür mit fantastischem Wetter an der alten Stabskirche von Urnes. Ihre Lage ist wunderschön hier oberhalb des Lustrafjordes.
Wir können genau nachvollziehen, wieso diese Kirche genau hier im 11. Jahrhundert erbaut wurde. Bei dem Ausblick ist sicherlich jeder gerne zum Gottesdienst gegangen.
Unserer nächster Kulturschock erwartet uns in Flåm. Nachdem wir über das Aurlandsfjell gefahren sind. In dem kleinen Ort Flam, am Ende des Sognefjord, landet in der Hauptsaison täglich mindestens ein großes Kreuzfahrtschiff an. Der Ort an sich hat nichts Besonders. Man kann bei drei Geschäften und wenig Häusern auch kaum von einem Ort sprechen. Die Touristen kommen hauptsächlich wegen der Flambahn hierher, die 1922 -1940 erbaut wurde.
Am Ticketschalter für die Bahn, habe ich das Gefühl in einem Flughafen zu sein und gleich für einen Interkontinentalflug einzuchecken. Bildschirme flimmern, es herrscht ein reges Gedränge und verschiedene Sprachen aus allen Herrenländern dringen an mein Ohr. Vor dem Gebäude geht es nicht anders zu. Fähnchen schwingende junge Damen versammeln Horden an Touristen hinter sich, um diese zu ihren „Gates“ zu bringen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Silvester Party am Brandenburger Tor, in Berlin, einsamer sein könnte.
Die Flambahn verbindet den Sognefjord mit dem Ort Myrdal an der Hardangervidda. Dabei passiert der Zug 21 Tunnel, in einer Fahrzeit von 45 Minuten. Es lohnt sich statt dem Zug, das Fahrrad zunehmen und per Pedes das Tal zu erkunden. Eine Vielzahl an Wasserfällen lädt zum Verweilen ein. Nur auf den letzten 4 Kilometer geht es mit dem Fahrrad recht steil bergauf, sodass ich mit Kinderanhänger ab Kurve 4 dann doch schieben muss.
Die Nächte in Norwegen werden frischer. Wir haben zwar alles für Charlotte dabei: Kinderschlafsack, lange dicke Bekleidung und auch verschiedene Schlafsäcke. Uns sehnt es aber nun doch ein bisschen nach Wärme. So entscheiden wir uns, den kürzeren Weg in Richtung Süden einzuschlagen. Die Route führt uns über den kleinen Wintersportort Geilo. Ja der Ort heißt wirklich so. Und jeder der einmal den dortigen Bikepark besucht hat, der weiß auch, dass der Ort den Namen zu Recht trägt.
In Oslo legen wir einen Ruhetag ein, um uns die kleine überschaubare Innenstadt anzuschauen.
Da wir in Stockholm bereits das Alfred Nobel Museum besuchten, sollte das Nobel Friedenszentrum in Oslo natürlich nicht fehlen.
Jährlich am 10. Dezember wird hier der Friedensnobelpreis verliehen. Wieso Alfred Nobel den Friedenspreis nach Oslo gab und nicht wie die anderen in Stockholm verleihen lässt, bleibt sein Geheimnis.
Von Oslo aus nehmen wir Abschied von Norwegen – vorerst. Unser Ziel heißt nun Karlstad am Vänersee.