Strahlender Sonnenschein, eine ordentliche Prise Ostseewind auf dem Oberdeck, Fähren die uns entgegenkommen. Manche fahren nach Helsinki, das wir gerade verlassen haben.
Andere biegen ab nach Stockholm, dass wir liebgewonnen haben. Wieder andere wollen wohl irgendwohin nach Russland.
Am Horizont erspähen wir die ersten Häuser von Tallinn. Wir sind neugierig, was uns hier wohl erwartet. Gleich sind wir in Estland, dem nördlichsten der drei baltischen Länder.
Mittlerweile ist es über 25 Jahre her, das ich das Baltikum besucht habe. Viel hat sich in der Zwischenzeit getan. Und Tallinn ist das beste Beispiel für den Fortschritt.
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Aktualisiert am 05.09.2024
Tallinn überrascht uns ganz im positiven Sinne. Von unserem Campingplatz, welcher etwas außerhalb der Stadt liegt, fahren wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ins Zentrum.
Das Englisch der Camping-Rezeptionistin ist perfekt. Die Bahn hochmodern. Wir bester Laune. Im Zentrum angekommen verschaffen wir uns einen ersten Überblick, mit dem Aufstieg auf den Domberg.
Von hier haben wir einen guten Rundumblick über die Stadt, deren mittelalterlicher Stadtkern zum UNESCO Welterbe zählt. Wir schlendern über Kopfsteinpflaster, auf dem wir uns in der Zeit zurückversetzt fühlen.
Es ist heute sehr lebendig hier, die Cafés und Restaurants sind gut besucht und wir genießen es, in den kleinen Souvenirläden mit estnischen Produkten zu stöbern.
Vor allem Kunsthandwerk aus Filz und Leinen sowie Holz, Keramik und Glas werden hier angeboten. Auch werfen wir einen Blick in eine der ältesten Apotheken der Welt. Danach sind wir auf der dringenden Suche nach einer Abkühlung. Es ist heiß in Tallinn!
Ein richtiger Sommer eben! Am Folgetag fahren wir noch einmal mit dem Rad in die Stadt. Schlendern an der Strandpromenade, spielen in der Nähe des Schlosses im Park und durchqueren das angesagte Rotermann-Viertel.
Die Vorfreude auf die nächsten Kilometer während unseres Roadtrips durch Baltikum steigt zunehmend.
Bei der Hitze zieht es uns wieder ans Wasser. Haapsalu, ein estnischer Badeort an der Ostsee, ist unser nächstes Ziel. Es besteht aus vielen bunten Holzhäusern und einer sehenswerten Burganlage. Heute findet ein kleines Festival statt und es gibt Stände mit Leckereien.
Es herrscht eine freundlich, entspannte Atmosphäre.Nach einem Stadtrundgang bzw Stadtrundfahrt mit Fahrrad, springen wir noch ins frische Wasser der Ostssee.
Ebenso in Pärnu, dem nächsten Badeörtchen. Dazwischen immer wieder schöne Kiefernwälder die bis ans Wasser reichen und gepflegte, hübsche Häuser.
Erfreulich ist, dass der Diesel und das Essen wieder etwas günstiger geworden sind als zuletzt in Finnland. Schließlich sind diese beiden Punkte ganz oben auf unserer Kostenliste.
Als wir gerade im Wald frische Blaubeeren pflücken, erlebe ich eine Überraschung. Ich wollte gerade die Kamera aus dem „Keller“ holen, als ich merke, das die Tasche nass ist.
Wir findet Wasser im Wohnmobil, wo es nicht sein sollte. Unser Wassersystem hat ein Leck.
Also beschließen wir schnell einen guten Platz zum Bleiben zu finden und den Schaden zu beheben, damit der Roadtrip durchs Baltikum weiterhin ein schöner und erlebnisreicher bleibt.
Über Park4Night finden wir einen gemütlichen Campingplatz in Cesis. Hier kann unser Keller in Ruhe trocknen. Zum Glück haben wir das Leck frühzeitig entdeckt.
Bei einer der Zuflussleitungen ist der Schlauch abgerutscht. Dadurch tropfte immer etwas Wasser aus dem Rohr ins Wohnmobil. NIcht schön! Bei alten Wohnmobilen gibt es auch immer was zu tun. Zum Glück ist die Technik noch so, das man Schäden in der Regel selber behaben kann.
So genißen wir ein paar Tage Ruhe in Cesis. Toll ist die Burganlage. Als wir ankommen wird gerade Holzofenbrot gebacken. Ein herrlicher Garten ist angelegt mit allerlei Wildkräutern.
Bevor wir über dunkle Wendeltreppen die Ordensburg erklimmen reicht uns ein Burgfräulein eine Laterne mit einer Kerze darin.
Danach steht ein Besuch in der lettischen Hauptstadt Riga an. Am liebsten erkunden wir Städte mit dem Rad. Dadurch sind wir schneller und vor allem individueller unterwegs. So holpern wir durch die Gassen der Altstadt und lassen den Flair auf uns wirken.
Die Kontraste sind bemerkenswert: Neben schicksten Cafés und angesagten Burgerläden kann man auf dem Markt bei älteren Herrschaften ein Eimerchen Pfifferlinge oder Blaubeeren für ein paar Euro erwerben, welche diese sicher noch per Hand aus dem Wald geholt haben.
Dieser Gegensatz bezieht sich auf vieles was wir in Lettland sehen. Es gibt Ecken in der größten Abgeschiedenheit, dort tobt das Leben in angesagter Gastronomie und dann sehen wir Gebäude, verfallen und ärmlich aus der früheren Welt.
Nicht über all im Baltikum ist der neue „Reichtum“, der Fortschritt der letzten Jahrzehnte angekommen. Dazu fällt den Ländern die eigene gute Wirtschaftsleistung.
Noch immer ist es sehr heiß und wir suchen abermals den Weg ans Meer. Bei Ventspils entdecken wir eine reisefreudige Kofferkuh.
Diese ist schon richtig in der Welt umhergekommen. Sie ist 4 m hoch und 7 m lang und hat es schon nach New York, Singapur, Tokio oder Auckland geschafft!
Auf einem Spielplatz mit 45 Spielgeräten sind wir im Charlottenparadies angekommen. Wie von der Tarantel gestochen saust sie von Rutsche zu Schaukel, zum Kreisel und dann zur Rutsche. Für uns ins Ventspils eine der kinderfreundlichsten Städte im Baltikum.
Der Strand außerhalb der Stadt ist ruhig, leer und beglückt uns mit herrlich bunten, kreisrunden Steinen. Hier zu spazieren und dem Rauschen des Meeres zu lauschen, ist einfach meditativ. Überhaupt sagen uns die baltischen Ostseestrände sehr zu.
Sie überzeugen uns mit Ruhe und Natürlichkeit, Kiefernwäldern die bis an die Ufer reichen, kleinen Steilküsten und viel Platz zum Spazieren. Als wir dann noch kleine Stückchen Bernstein finden sind wir glücklich.
In Litauen verlassen wir die Ostseeküste und folgen dem Weg ins Landesinnere an die Memel. Was für eine idyllische Landschaft. Es macht uns Freude, dem Fluss zu folgen. An seinen grünen Auen finden sich immer wieder kleine und große Kirchen, Schlösschen und Burgruinen.
Kaunas heißt es, sei die heimliche Hauptstadt des Landes. So sind wir gespannt was uns in der diesjährigen Kulturhauptstadt (2022) erwartet.
Erstmal wird hier gerade viel gebaut. Sämtliche Straßen der Altstadt sind aufgerissen. Dazwischen recken, strecken und verstecken sich die vielen Kirchtürme, das Rathaus und eine beeindruckende Kathedrale.
In der Neustadt in deutlich mehr los. Die Cafés sind gefüllt und die Geschäfte links und rechts der breiten schattigen Fußgängerzone, die an der Erzengel Michale Kirche endet, sind gut besucht. Das übliche städtische Treiben. Doch wir entdecken noch etwas ganz Besonderes: Europas älteste Stadtseilbahn.
Als wir ankommen wirkt sie etwas verlassen. Sehr antik sieht sie aus und wir fragen uns ob sie überhaupt fährt. Niemand ist da. Irgendwo übersetzen wir einen Zettel, dass wir einsteigen können. Die Räder dürfen mit. Die Gebühr von einem Euro wird oben entrichtet.
Langsam setzt sich die gelbe Bahn in Gang und nach wenigen Minuten erreichen wir den Aleksotas-Hügel. Der Seilbahnbetreiber zeigt mir stolz die alte Technikanlage, welche immer noch im Originalzustand zu sein scheint.
Zumindest der Sicherungskasten ist unverändert. Altdeutsche Schrift aus den dreiziger Jahren. Das scheinbat einzige moderne, ist der Computer und die Kamera, um zusehen, wer unten auf die Weiterfahrt wartet.
Vilnius, die Hauptstadt Litauens, muss sich nicht verstecken. Hier fließen die beiden Flüsse Neris und Vilnia zusammen. Vom Burgberg, in dessen Nähe wir einen guten Platz für die Nacht finden, bietet sich ein herrlicher Ausblick über eine grüne Stadt mit zahllosen Kirchtürmchen.
Noch mehr als in Kaunas, unglaublich! Unser Reiseführer schreibt: „Die Stadt wirkt wie ein steinernes Bilderbuch der europäischen Architekturgeschichte.“ Wir schwingen uns auf die Räder und tauchen ein in das „Rom des Nordens“.
Das Baltikum hat uns fasziniert und in seinen Bann gezogen. Urige Landschaften, naturbelassene Strände und historische Städte, machen das gesamte Baltikum noch zu einer Art Geheimtipp für Entdecker Freunde und Wohnmobilreisende.
Schon lange sind wir gespannt auf die polnischen Masuren. Es ist ein sehr zerklüftetes Gebiet. Wir landen zuerst in Mikolajki. Hier schlendern wir an der Strandpromenade, könnten Boot fahren, doch wir gönnen uns stattdessen den Luxus, nicht selbst kochen zu müssen. Endlich können und wollen es wir uns wieder leisten, einfach Essen zu gehen!
Mit Kanus fahren wir ein Stück auf dem Krutynia. Das machen heute viele hier. Doch auf dem Wasser verläuft es sich. Charlotte liebt es und paddelt schon richtig fleißig mit. Es fällt uns auf, dass hier in Polen kaum Englisch verstanden, geschweige denn gesprochen wird. Noch nicht einmal von sehr jungen Menschen.
Auch das Internet ist nicht mehr überall erreichbar. Der Verkehr ist anstrengend, gehetzt. Fast wie in Deutschland. Die Campingplätze sind relativ chaotisch. Die Badeorte an der Ostsee für uns enttäuschend.
Es ist uns auch irgendwie alles zu voll und trubelig nach der entspannten Zeit in Skandinavien. Manche Campingplätze sind sogar ausgebucht.
Trotzdem lassen wir uns den Oberländischen Kanal und Danzig nicht entgehen, bevor wir wieder Deutschland erreichen.