Natalie & Ingo Stallmann im Interview

Mit dem E-Auto im Winter auf die Lofoten

Mit dem E-Auto und einem Wohnwagen auf die Lofoten und das im Winter. Was für manch einen erstmal verrückt klingt, haben Natalie und Ingo Stallmann durchgezogen. 

Auch für uns klang es verrückt und nicht vorstellbar. Zu oft haben wir von Vorurteil gegenüber der E-Mobilität, gerade im Winter gehört. Doch stimmt das alles? Wir haben Natalie und Ingo zu ihrer Reise befragen dürfen. 

Also, dann erzählt mal, ihr beiden…..

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Am Artic Circle - Copyright Ingo Stallmann
Am Artic Circle - Copyright Ingo Stallmann

Wer seid Ihr und woher kommt Ihr?

Wir sind Natalie und Ingo aus Niedersachsen, unweit vom Dümmer See aus Hunteburg mit unserem Tesla Model Y und unserem Eriba Touring Troll GT 530 Bj. 2000 sowie seit 7 Wochen auch Nala unserer Goldendoodle Dame.

Stabskirche - Copyright Ingo Stallmann

Seit wann fahrt Ihr ein E-Auto und wieso? Gilt der Umweltaspekt oder das Interesse an einer neuen Technik?

Wir fahren seit Mitte 2020 das Tesla Model 3 LR als unser erstes E-Auto. Seitdem sind wir auch schon mit unserem Eriba unterwegs. Wir haben den Tesla ohne Probefahrt und Live Sichtung (Corona kam dazwischen) eigentlich wie eine „Hose“ gekauft, da unser VW Golf GTD mittlerweile schon wieder 160.000km runter hatte und der Versuch in Richtung etwas „Neues“ sein sollte und VW sich nicht gerade mit dem Dieselskandal bei uns beliebt gemacht hat. 

Wie sind wir auf Tesla gekommen? 2020 war der Markt gegenüber Tesla nicht konkurrenzfähig, die Reichweite, Ladenetzwerk, Funktionen, das Schlichte Design sowie die Leistung und Ausstattung war und ist einfach genial, mit AHK und 1 to. Zuglast gab es NICHTS! 2022 ist dann unser Model Y LR als zweites E-Auto hinzugekommen (da wir unseren VW Touran 2.0 Diesel gut verkaufen konnten und unser Model 3 vor trotz des geräumigeren Touran als Hauptauto genutzt wurde) so dass wir seit gut eineinhalb Jahren vollelektrisch unterwegs sind und dies nicht mehr missen möchten. 

Das Model 3 hat derzeit knapp 110.000 km, das Model Y knapp 60.000 km auf der Uhr. In Verbindung mit einer 70 kWp PV Anlage als eigene „Tankstelle“ zu Hause von den Kosten her ebenfalls unschlagbar.

Copyright Ingo Stallmann

Ihr seid mit dem E-Auto und einem Wohnwagen im Winter bis auf die Lofoten gefahren. War die Planung und Vorbereitung kompliziert oder ist alles mit einer „normalen“ Reisevorbereitung vergleichbar?

Wir haben die Tour schon sehr gut geplant und uns und vor allem den Wohnwagen darauf vorbereitet und bestmöglichst winterfest gemacht um keine bösen Überraschungen zu erleben. Was versteht man unter einer „normalen“ Reisevorbereitung? Uns war bewusst das wir Temperaturen dauerhaft unter -10 bis  -20 °C haben können und Schnee, Glätte und Eis sowie Schneesturm. 

Der Tesla mit Allrad hatte neue Winterreifen, der Wohnwagen hat ebenfalls neue Winterreifen bekommen. Im Inneren des Eriba hatte ich vorab Leitungen zusätzlich isoliert, Temperaturfühler an kritischen Stellen installiert, das Umluftsystem erweitert, Hinterlüftungen hinter den Polstern und Ablagen unter den Sitzbänken und Bett ergänzt, einen zusätzlichen Keramiklüfter besorgt um auf Campingplätzen den Gasbedarf zu minimieren. 

Weiter einen speziellen Kaminaufsatz um die Truma Gasheizung während der Fahrt laufen lassen zu können. Weiter hatten wir 4 x 5kg Gasflaschen mit und unser Essen für den *Omnia Ofen Portionsweise vor gegart und Vakuum verpackt, um auch hier Gas und Zeit zu sparen.

Lofoten - Copyright Ingo Stallmann
Lofoten - Copyright Ingo Stallmann

Wie lange wart Ihr unterwegs und gab es eine festgeplante Route, die Ihr gefahren seid?

Unser Zeitfenster betrug „leider nur“ 2,5 Wochen. Vorab wollten wir eigentlich im Dezember los was wir dann aber doch auf Grund der dauernden „Dunkelheit“ auf Ende Februar/ Anfang März, auch zugunsten der erhofften Nordlichter umgebucht hatten. Wichtige Highlights hatten wir uns vorab gesetzt und in die Route integriert, ein paar Sehenswürdigkeiten, Nordlichter, Husky-Schlitten Tour und Wal-Safari, weiteres ergibt sich auf der Fahrt. 

Mit der Fähre ging es von Kiel nach Oslo um hier je nach Witterung ein paar Kilometer auf dem Schiff gut zu machen. Die Route entlang der E6 hatten wir nach zuvor kontaktierten und „sicher“ offenen Campingplätzen und unseren Tagesetappen geplant, auch hinsichtlich der Füllstationen, um unseren Gasvorrat (deutsche Flaschen) aufzufüllen, was weitaus schwieriger ist als das Auto zu laden…

Copyright Ingo Stallmann
Copyright Ingo Stallmann

Norwegen ist bekannt, als Vorreiter in der E-Mobilität. Ein Land, das von ewiger Weite und extremen Wetter gekennzeichnet ist. Habt Ihr immer eine Ladestation fürs Auto gefunden? Und wenn ja, wie lange dauert das Laden im Winter?

Vorab ist das Lademanagement des Tesla und die Superchargerstationen optimal in Verbindung mit der Navigation abgestimmt. Wir können uns auf die Berechnungen verlassen und wenn 2% Restkapazität berechnet werden dann passt das! 

Da wir schon sehr häufig in Norwegen u.a. auch schon am Nordkap in der Kombination Auto/ Wohnwagen waren (7.000km in 3 Wochen) kennen wir die Ladestruktur, welche teilweise bis zu 50 Schnellladepunkte hatte und auch in den meisten Fällen mit Wohnwagen/ Anhänger angekuppelt befahren werden kann. 

Lediglich in Küsten- bzw. Fjord- und Inselgebieten sind wir teilweise auf andere Ladeinfrastrukturen ausgewichen, was aber ebenfalls kein Problem darstellt. Entweder über unsere einzige Ladekarte auf der wir tausende von Freikilometer über „&Charge“ sammeln, auf freien Ladern oder einfach per App der Norwegischen Anbieter. 

Der Ladevorgang dauert nicht länger wie im Sommer da der Akku vorab vorkonditioniert wird um die maximale Leistungsaufnahme zu generieren. Aber auch wenn es vielleicht etwas länger dauern könnte, legen wir unsere Ladepausen immer in die sowieso erforderlichen Essenszeiten, ob Mittags oder zum Kaffee und da ist das Auto dann sowieso schneller wie wir mit dem Essen.

Eriba Wohnwagen - Copyright Ingo Stallmann
Eriba Wohnwagen - Copyright Ingo Stallmann

Man liest immer wieder, dass die Reichweite im Winter bei E-Autos abnimmt. Könnt Ihr das bestätigen? Was gleich die weitere Frage aufwirft: Was waren die Tageskilometer am Tag?

Unsere normalen Etappen am Stück (ohne Ladepause) legen wir im Sommer auf 250-300km bzw. nach den Laden und Essenszeiten, da wir dann sowieso halten, in den Wohnwagen gehen und das Auto währenddessen laden kann oder der Hund raus muss.

Klar nimmt die Reichweite im Winter bei den Temperaturen ab, wir empfinden dies allerdings nicht als so extrem, da die Wärmepumpe des Tesla sehr sparsam arbeitet und der Wohnwagen nur das nötigste drin hatte aber immerhin noch über 1,1 to. wog.

Auch weitere Lebensmittel und Getränke hatten wir im Auto (frostsicher) gelagert. Dennoch waren Strecken von über 200km ohne Ladepause am Stück auch kein Problem, was aber auch von unterschiedlichen Parametern wie Topographie und Geschwindigkeit, Wetterlage abhängt. Unsere Tagesetappen im Winter waren von 190 km bis 390 km mit entspr. Ladepausen dazwischen. 

Unsere Gesamtroute betrug in Summe knapp 4.000 km wo wir insgesamt 1.200 kWh verbraucht haben.

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Verschneite Straße Norwegen - - Copyright Ingo Stallmann
Verschneite Straße Norwegen - - Copyright Ingo Stallmann

Im Schlepptau hatte Ihr einen Wohnwagen dabei. Hat das zu einem höheren Stromverbrauch geführt und die Reichweite extrem verkürzt?

Unser Eriba Touring 530 GT hat ein zgg. von 1,2 t , hat aber auch eine super aerodynamische Form mit Hubdach und ist somit nur 2,10m hoch und 2m breit, klar benötigt das Auto mehr Strom damit aber auch dies hängt von der Streckentopographie und Reisegeschwindigkeit ab. 

Da wir im Winter ja nicht so schnell unterwegs sind ist dies ein kleiner Vorteil (Norwegen ist eh langsam angesagt). Andererseits „schiebt“ der Wohnwagen bergab das Auto an und lädt den Akku durch erhöhte Rekuperation mit mehr Leistung auf. Hinweis: Der Tesla gibt keine 12V an den Wohnwagen ab weder Dauer noch „Zündung“, daher hat unser Wohnwagen auch eine *Batterie 105 Ah Gel-Akku und *280W Solar auf dem Dach. 

Unser durchschnittlicher Stromverbrauch lag bei 300 Wh/km auf 4.000km, hingegen im Sommer zum Nordkap bei 266 Wh/km auf den 7.000 km. Die Differenz sollte dann dem Wetter und der Temperatur geschuldet sein.

 

Campingplatz - Norwegen - Copyright Ingo Stallmann
Campingplatz - Norwegen - Copyright Ingo Stallmann

Wie habt Ihr es mit der Übernachtung gemacht? Immer Campingplatz oder auch mal Autark? Und wenn Campingplatz, hatten die alle noch offen?

Wir haben auf insgesamt 10 Campingplätzen (Stromanschluss) übernachtet und auch 2x vollkommen autark (über PV, Batterie, Gas, Umluft) gestanden. Die Plätze hatte ich vorab kontaktiert. Offen hieß dann aber auch mal „nicht geräumt“ oder „keiner dort“, was abenteuerlich war, aber kein Problem darstellte, Strom, WC, Dusche war immer offen. 

Einmal wurde für uns extra, nach tel. Kontaktaufnahme, geräumt, da wir zwar den Platz aus dem Sommer kannten aber die Straße mit mind. 20cm Schnee bedeckt und einfach nicht vom Seitengraben zu unterscheiden war, außerdem die Dämmerung einsetzte. 

Dann wurde auch der Platz nur für uns geräumt und bezahlt haben wir mit einer Flasche Wein, da die Rezeption nicht besetzt aber offen war, Elchsightseeing und Freundlichkeit der Leute inclusive. Im Winter sind weniger Leute unterwegs. Dann auch eher mit dem WoMo oder Sprinter und seltenst mit dem Wohnwagen (wir haben einen unterwegs während unserer Route gesehen.

Straße verschneit - Copyright Ingo Stallmann
Straße verschneit - Copyright Ingo Stallmann

Was war die größte Herausforderung während der Reise für Euch?

Eisglatte Straßen, Schneesturm, schlechte Sicht (Ein Offroad 4×4 Camper ist direkt vor uns in den Graben gerutscht, da es auf den Lofoten sehr enge Straßen gibt und durch Schneewehen kein Unterschied von Straße und Graben zu erkennen ist, ein weiteres Wohnmobil einer Tschechischen geführten Womo Tour komplett abseits der Straße im Graben versenkt.)

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Copyright Ingo Stallmann
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Muss man irgendwas Spezielles für die Nacht beachten, um die Batterie vor Entladung zu schützen? Hattet Ihr allgemein am Auto irgendwelche spezielle Winterausrüstung montiert?

Für den Tesla gibt es nichts zu beachten, der regelt oder heizt bzw. schützt sich selber. Im Wohnwagen hatten wir seit dem ersten Campingplatz die Heizung und Umluft auf kleiner Stufe die restliche Zeit ohne Probleme durchlaufen, was einerseits die Kondensatproblematik am zweiten Tag erheblich verbesserte und das Aufheizen von 7/8 °C auf knapp 20 °C auf einen Bruchteil minimierte. 

Am Auto hatten wir nichts spezielles, nur neue Winterreifen und gute hochrandige Fussmatten innen, noch nicht einmal Schneeketten hatten wir mit. Aber beim nächsten Mal würden wir auf jeden Fall in Oslo Spike Reifen leihen und montieren lassen, weil es sicherer ist auch wenn wir keine brenzliche Situation hatten und uns auch nicht festgefahren haben.

Brücke Norwegen - Copyright Ingo Stallmann
Brücke Norwegen - Copyright Ingo Stallmann

Wie war Norwegen für Euch im Winter? Habt Ihr Polarlichter gesehen?

Der Urlaub war auf jeden Fall einer der Schönsten den wir bis dahin auch mit dem Wohnwagen hatten, auch wenn sich viele Fragen warum tut man sich das an. Wir kannten die Landschaft in Norwegen im Sommer und Herbst aber der Winter hier ist einzigartig mit den zugefrorenen Fjorden, unendlichen Schneelandschaften am Polarkreis, vielen Tieren, Farbspielen und Panoramen der Natur. 

Und ja wir haben auch die magischen Nordlichter gesehen und auch dieser Moment war einfach nur atemberaubend für uns. Leider aber auch nur einmal.

Copyright Ingo Stallmann
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Und wie war es auf den Lofoten. Seid Ihr mit der Fähre übergesetzt und wenn ja, welche Route ab ihr auf und von den Lofoten genommen?

Auf den Lofoten war es ebenfalls der Hammer. Wir sind mit der Fähre von Bodo nach Moskenes angereist, da der Campingplatz jedoch geschlossen war und wir spät angekommen sind, haben wir hier das erste mal frei und Autark in einer Sternklaren Mondnacht vor einem super Bergpanorama gestanden und unseren Wein zum Abend genossen. Leider keine Nordlicher bei der Kulisse. 

Eigentlich wollten wir bis Andenes, leider wurde jedoch unsere Walsafari auf Grund des Wetters ein paar Tage vorher abgesagt. Unsere Bekanntschaft vom ersten Campingplatz-Abenteuer hatten uns dann einen Campingplatz mit privater Fjord Sauna und Hot Tub angepriesen, welchen wir gleich kontaktiert haben und auch Sauna und HotTub gebucht. MEGA !!!

Zurück haben wir dieselbe Verbindung genommen, unser Rastplatz war dann der Bahnhofsvorplatz in Bodo…

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Copyright Ingo Stallmann
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Gab es ein Erlebnis während der Reise, das Euch besonders in Erinnerung geblieben ist?

Nicht nur eins … 

Es fing mit der schon im Navi angedeuteten stürmischen und abenteuerlichen Fahrt über die Hochebene im dichten Schneetreiben und später ungeräumten Straßen zum ersten Campingplatz „Magalaupe“ an. Die ersten deutschen getroffen, ein T6 Bulli mit Familie Kind und Hund und ein Einzelgänger mit einem Oldtimer Defender mit Dachzelt der sich schon fest gefahren hatte und beide wollten zum Nordkap. 

Strom gefunden, Heizlüfter an und Gasheizung … Fehlanzeige die Gasheizung blieb kalt und zündete nicht. Draußen ging der Schneesturm weiter. Das fängt ja gut an, erster Tag und schon Heizung defekt … 

Zündautomat zerlegt, gegoogelt und zündete nur nicht im montierten Zustand. Also warm einpacken, Schrauberoverall an und mit Taschenlampe unter den WoWa. Hier war dann ein einziger Schneeklotz in dem Ansaugtrakt der Gasheizung welcher mit dem Reiseföhn langsam auftaute und siehe da… klick…klick bum, Heizung an (und dann bis zur Fähre der Rückfahrt nicht wieder aus). 

Zweites Erlebnis die Nordlichter noch vor dem Polarkreis in Mosjoen ganz unverhofft. Drittes Ereignis, wir haben in Bodo eine junge Dame aufgegabelt die sich mit der Anreise vertan hatte und über den Saltstraumen mit zur Husky Tour genommen. Die Husky Tour war zauberhaft. Die Hunde, die Landschaft, die Kraft, Energie und Freude der Hunde im Schnee und vor dem Schlitten den wir selber gefahren sind …

Copyright Ingo Stallmann
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Welche Frage würdet Ihr Euch selber noch stellen?

Wann geht’s wieder los in den norwegischen Winter? Vielleicht zum Nordkap? 2025 sicherlich … wir überlegen und planen schon.

Copyright Ingo Stallmann
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Letzte Frage: Welchen wichtigen Tipp könnt Ihr anderen Abenteurern mit auf den Weg geben?

Genießt euer Abenteuer und zieht es durch bevor es nicht mehr geht, aus welchen Gründen auch immer, diese Zeit kann euch keiner nehmen … Aber immer bedacht und sicher ankommen und vorher etwas planen.

Natalie und Ingo, wir danken Euch für dieses spannende und interessante Interview. Weiterhin gute Fahrt. 

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